Wenn berühmte Personen oder Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens sterben, findet man vielfach einen Nachruf in den Zeitungen. Doch was, wenn es für jeden Sterbenden einen Nachruf geben würde? Was, wenn die Sterbenden diesen Nachruf kurz vor ihrem Tod selbst verfassen würden? Was dann wäre, beantwortet das Buch „Dieser Mensch war ich – Nachrufe auf das eigene Leben“ von Christiane zu Salm auf eine einfühlsame und doch auch sehr humorvolle Art und Weise.
Was geht einem Menschen durch den Kopf, der weiß, dass er sterben wird? Was wird dann wichtig? Worauf blickt man zurück? Wir stellen uns diese Gedanken sehr groß, wichtig und bedeutend vor, doch es sind tatsächlich oftmals die alltäglichsten Dinge. Und noch viel öfter kann man erst dann, wenn man weiß, dass man nicht mehr viel Zeit hat, die Dinge ansprechen, die man über Jahre und Jahrzehnte nicht in den Mund nehmen konnte. Erstaunlich offen und auch nachdenklich sind die Kurzgeschichten des Nachrufs auf das eigene Leben.
Bei der Ausbildung zur ehrenamtlichen Sterbebegleiterin wird die Autorin eines Tages mit der Aufgabe konfrontiert, einen Nachruf auf das eigene Leben zu schreiben. Eine Aufgabe, die für sie im ersten Moment unlösbar schien. Sich dessen bewusst, wie egal es ihr sein müsse, da sie ja ohnehin beim Verlesen des Nachrufs nicht mehr leben würde, merkte sie allerdings, wie wenig egal es ihr in Wirklichkeit ist. Erst dann wurde ihr bewusst, welch phantastische Gelegenheit ein solch selbst verfasster Nachruf doch sei, endlich Dinge aus ihrer eigenen Sicht gerade zu rücken, ohne Widerspruch und Gegenargumente anhören und ertragen zu müssen. Und genau diese Möglichkeit wollte sie in ihrer späteren Tätigkeit ihren Patienten geben, welche Sie als Sterbehelferin – auch unter dem Begriff Hospiz-Mitarbeiterin bekannt – auf ihrem letzten Weg begleitet.
Entstanden ist ein wunderschönes Buch mit vielen Momenten zum Schmunzeln. Kurzgeschichten, die tiefere Einblicke in die Seelen und Gedanken der Menschen liefern, als man es für möglich halten würde. Gehalten sind die Kurzgeschichten alle in der Sprache, die charakteristisch für die betreffenden Personen ist/war. Dadurch ist das Buch unheimlich lebendig und abwechslungsreich. Es macht wirklich Freude, in diesen kurzen Auszügen die einzelnen Personen kennenzulernen. Jeder Nachruf ist zwischen einer und drei Seiten lang und daher auch wunderbar als Lektüre zwischendurch geeignet.
Mein Lieblingszitat:
Trauert nicht zu sehr um mich, ich habe meine Chancen ergriffen. Eines Tages kommen sie auch zu euch, und dann ergreift sie bitte auch. Damit ihr am Ende des Lebens nicht sagen müsst: Hätte ich doch. Lieber etwas Getanes bereuen, als einem Versäumnis hinterherzutrauern.
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Titel: Dieser Mensch war ich
Autor: Christiane zu Salm
Erschienen: 20.07.2015
Verlag: Goldmann
Preis: 9,99€
ISBN: 978-3-442-15837-9